Dr. Daniel Streitz ist neuer Professor für Volkswirtschaftslehre der Universität Jena.

Das Spiel der Finanzmärkte durchschauen

Neuberufen: Der Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Daniel Streitz forscht an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und am Institut für Wirtschaftsforschung in Halle
Dr. Daniel Streitz ist neuer Professor für Volkswirtschaftslehre der Universität Jena.
Foto: Fotowerk Halle

Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
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Wie wirken sich Finanzmarktentscheidungen auf reale Märkte aus? Wie genau lassen sich die Folgen finanzpolitischer Entscheidungen verstehen? Warum zeigen Entscheidungen manchmal unerwartete Wirkungen? Fragen wie diese faszinieren Prof. Dr. Daniel Streitz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Das Spannende ist die Frage nach dem Wie und Was“, sagt der Professor für Finance, Law, and Regulation. Anders gesagt: Lässt sich der Mechanismus generalisieren, den die Forscher in einem speziellen Setting erkannt haben? Die Crux dabei sei, dass die Ökonomie eine Gesellschaftswissenschaft ist, in der Experimente wie in der Naturwissenschaft in der Regel nicht möglich sind. Es gelte also, nach den passenden realen Settings Ausschau zu halten, um möglichst aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen.

Positive Anreize können gegenteilige Effekte haben

Beispielsweise haben Daniel Streitz und Kollegen einen interessanten Nebeneffekt von un­konventioneller Geldpolitik, welche verstärkt seit der Finanzkrise Verwendung findet, beob­achten können. Im Jahr 2016 hatte die Europäische Zentralbank mit dem Ziel einer weiteren geldpolitischen Lockerung erstmals begonnen, Unternehmensanleihen anzukaufen. Insbe­son­dere große Unternehmen gaben daraufhin verstärkt Anleihen aus und reduzierten gleich­zeitig ihre Bankkreditfinanzierung. Hierdurch wurde bei den Banken Kapital frei, das wieder­um an kleinere, finanziell beschränktere Unternehmen ausgegeben werden konnte. „Während die realen Auswirkungen auf die Investitionstätigkeit großer Unternehmen marginal waren, profitierten kleinere Unternehmen indirekt von diesem Eingriff der Zentralbank“, konstatiert Prof. Streitz. Für ihn als Wissenschaftler bestehe die Herausforderung darin, die genauen Zu­sammenhänge zu ergründen. Seien bei wirtschafts- und geldpolitischen Eingriffen doch ne­gative Auswirkungen ebenso denkbar; unerwünschte Folgen, die es zu vermeiden gilt. Als Ansatzpunkt in der empirischen Analyse dient den Finanzwissenschaftlern beispielsweise ein Vorher-Nachher-Vergleich. Das heißt, die Entwicklung jener Unternehmen, die von einem Ein­griff betroffen sind, wird verglichen mit der Entwicklung möglichst ähnlicher Unternehmen, die nicht betroffen sind. „In solchen Zusammenhängen sind Mikrodaten zu Firmen spannend, vor allem, wenn wir sie über mehrere Jahre auswerten können“, sagt Daniel Streitz.

Bereits als Student Einblicke in die Arbeit der Europäischen Zentralbank  

Das Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge falle bei ihm mit dem Interesse für Politik zusammen, sagt Daniel Streitz. Hinzu komme ein Faible für Statistik und empirische Analy­sen. So habe sich nach dem Abitur in seiner Heimatstadt Hannover die Frage nach dem Stu­dienfach gestellt. „Die Volkswirtschaftslehre verbindet meine Interessensgebiete hervorra­gend“, sagt Daniel Streitz. Der 38-Jährige studierte in Münster und schrieb in Berlin am In­stitut für Corporate Finance der Humboldt-Universität seine kumulative Dissertation. Das heißt, als Doktorarbeit wurden drei Fachartikel in Fachzeitschriften anerkannt. Noch vor dem Ende seiner Promotion 2015 konnte Daniel Streitz als Visiting-PhD-Student bei der Europäi­schen Zentralbank Einblicke gewinnen, von denen er bis heute profitiert. Nach einem Inter­mezzo als Postdoc an der Universität Bonn wechselte Daniel Streitz in eine Beratungsfirma, die u. a. bei Kartell- und Fusionskontrollverfahren tätig ist. Die Wissenschaft habe ihn aber weiter gereizt und so ging er 2017 als Assistant Professor an die Copenhagen Business School. Von dort kam der Ruf nach Jena. Gleichzeitig arbeitet Prof. Streitz am Institut für Wirtschaftsforschung in Halle. Für ihn eine ideale Kombination, wie er sagt. Einmal kann er so von seinem Wohnort Leipzig aus beide Arbeitsorte gut erreichen, zum anderen kann er die Kooperation mit weiteren Universitäten im mitteldeutschen Raum intensivieren.

Aktuell untersucht Daniel Streitz die Zusammenhänge von Entscheidungen an den Finanz­märkten und CO2-Emmissionen von Unternehmen. Daniel Streitz ist ledig, sportbegeistert – u. a. ist er mehrfach den Berliner Halbmarathon mitgelaufen – und hat sich in Berlin an einem Urban-Gardening-Projekt beteiligt. In seiner übrigen Freizeit liest er gern, am liebsten Gegenwartsliteratur von zumeist angelsächsischen Autoren.   

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Daniel Streitz, Prof. Dr.
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Finanzwirtschaftliche Risiken und Regulatorik der Finanzmärkte
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